30 tägige Reise mit Kindern durch den Iran
Mit der Idee einer ungefähren Reiseroute, kein genauer Plan, keine gesicherte Übernachtung, stiegen wir Mitte Dezember 2015 ins Flugzeug um in 4,5 Wochen den Iran zu entdecken und mal wieder dem Weihnachtstrubel auszuweichen.
Tehran wollten wir bewusst weg lassen, der Verkehr, Smog und alles waren viel zu stressig. Diesen Plan durchkreuzte Ali, unser Nachbar im Flugzeug - der uns direkt zu seiner Familie einlud – es wurden zwei unbeschreiblich schöne Tage daraus, die Familie verwöhnte uns komplett, wir erzählten uns sehr viel, machten noch einen tollen Ausflug, sahen Teheran im Smog vom Milad-Tower… bevor wir weiter reisten nach Kashan, eine bezaubernde Stadt 3h südlich von Teheran. Regelmäßige Telefonate mit Ali und seiner Familie begleiteten uns auf der weiteren Reise – und das Gefühl, diese tolle Familie schon eine Ewigkeit zu kennen.
Schon nach einer Woche waren wir so voller Eindrücke, dass ich mich fragte, was noch alles kommen wird. Von hier nahmen wir zum ersten Mal an einer Tour teil - sahen am nächsten Tag eine beeindruckende Untergrundstadt, einen Schrein, einen großen Salzsee, endlich mal wieder Sandwüste – und übernachteten mit einer großen iranischen Reisegruppe in einer Karawanserei, traditioneller Tanz und Musik am abendlichen Lagerfeuer, am Morgen eine große Runde Selfies, superwitzig. Über die alte Lehmstadt Abyaneh ging es weiter bis Esfahan. Diese Stadt hatte mich 14 Jahre zuvor in ihren Bann gezogen, ist noch immer wunderschön, hat so viel zu bieten, jedoch ist alles sehr kommerziell, im Basar ist alles in $ ausgepreist, die Menschen sind eher verschlossen und gestresst, irgendwie anders als im Rest des Landes. Den Sofeh-Berg haben wir bestiegen, mit der Kabinenbahn ging es zurück ins Tal – ein toller Ausflug.
Für Shiraz nahmen wir uns leider nicht viel Zeit, verbrachten die Yalda-Nacht bei einer supernetten Familie, stromerten durch Persepolis, besuchten das Hafez-Grab, fuhren noch etwas durch die Stadt und stiegen in den Nachtbus, der uns auf die Insel Qeshm brachte. Wir blieben bei Assad und seiner kleinen Familie - inkl. superleckerer Verpflegung, spannenden Ausflügen in die Canyons, ans Meer zum Baden, zu den Salzhöhlen, Delfinen auf Hengam, Mangroven-Wälder, zu Schiffsbauern, ganz viel Spaß mit der Familie und einer weiteren Familie aus Belgien, so dass aus 2-3 Tagen ganze 7 Tage wurden.
Weiter ging es nach Kerman, von da in die Wüste Lut, einem der heißesten Punkte der Erde, mit beeindruckenden verschiedenen Formationen. Ein weiterer Ausflug führte uns nach Rayen - Bam in klein und recht gut erhalten, ein Paradies für die Kinder, spannend und genial zum verstecken spielen. Die nächste Station war Yazd, eine tolle Stadt, wir fanden ein richtig schönes Hotel (Termeh-Hotel), das noch nicht lange geöffnet hatte, ließen es uns drei Tage gut gehen bevor wir uns eine Tour mit verschiedenen Stopps zum nächsten großen Ziel – Sandwüste mit zwei Übernachtungen in einer Oase – gönnten. Spektakulärerer Sonnenuntergang und Sternenhimmel, Riesenspaß auf hohen Dünen im tollen Sand und Ruhe pur!
Weiter wollten wir gen Norden, ließen uns zum nächstgrößeren Ort bringen von wo wir trampten – es dauerte nicht lange und eine vierköpfige Familie hielt an. Hier undenkbar, aber im Iran passen sehr viel mehr Leute und Gepäck in die Autos als hier! Es war eine sehr lustige 7 stündige Fahrt, wir kamen noch weiter als gedacht – und nahmen ein Hotel im Ort der Familie um am nächsten Morgen noch einen Ausflug mit ihnen zu unternehmen, bevor weitere unglaublich schöne Tage in Gorgan folgten. Nach einem kurzen Abstecher nach Sari fuhren wir mit einem Taxi über die Berge zurück nach Teheran, verbrachten den letzten Tag bei Alis Schwester, sahen Teheran doch noch in besserer Luft und hatten es verdammt schwer dieses Land wieder zu verlassen. Es hat noch sooo viel zu bieten und so viele Leute, die wir wieder sehen möchten, hoffentlich dauert es nicht allzu lange!
Das Visum bekamen wir am Flughafen, 30 Tage galt es, wir waren 30 Tage und 5h im Land, das war kein Problem. Fortbewegt haben wir uns meist in Bussen, Mahmoolys - ganz normale Reisebusse, sehr gut, für sehr wenig Geld. Superkomfortabel war der Nachtbus (VIP-Bus), die Kinder haben gut geschlafen, uns gelang es nicht so recht, da richtig hoch geheizt wurde – es war ja Winter. Die Busse halten öfter an um andere Reisende mitzunehmen, was auch immer zu besorgen, fürs Gebet, hin und wieder kommen Bettler durch die Busse – ein paar Fakten, die es auf Dauer anstrengend gemacht haben. Da eine Taxifahrt über mehrere Stunden zw. 40-60 Eur kostet, man anhalten kann wo man will usw. – war dies für uns auch mal eine gute Alternative.
Übernachtet haben wir meist in Hotels, auf Qeshm in Assads Homestay, manchmal bei Couchsurfern – ganz tolle Erfahrungen. Unsere besten Hotels waren das Termeh-Hotel in Yazd, Akhavan-Hotel in Kerman und das Ehsan-House in Kashan. Gegessen haben wir am liebsten in kleineren Imbissen oder Suppenküchen - hier darauf geachtet, dass viel los ist. Restaurants waren auch gut, wobei es hier mit Iranern viel schöner, leckerer und sehr viel günstiger war. Für Westliche gibt es in vielen Restaurants zwei weitere Tasten an der Kasse – „Tax“ und „Service Charge“ – sowas zahlen Iraner nicht. Der iranische Reis allein ist die Reise wert, nicht zu vergessen – das Brot, frisch aus einer der vielen Backstuben, egal welche Form – ein Genuss!
Wir haben uns immer sicher gefühlt, die Menschen sind unglaublich gastfreundlich, Willkommen heißend, hilfsbereit, freundlich, nicht aufdringlich, einfach genial. Die Mehrheit hat alles andere als ein einfaches Leben, sie erzählen schnell, wie es ist, ohne dabei zu jammern. Viele kämpfen sich in die Freiheit, andere wirken resigniert. Erstaunlich viele aller Altersklassen sagten, sie haben durch die vielen zwanghaften Regeln die Religion aus dem Herzen verloren. Die Frage nach der Gebetsrichtung beim Betreten eines Hauses wurde ersetzt durch die Frage nach dem Wi-Fi Passwort…
Unsere Kinder waren sehr beliebte Foto-Motive, sie oder wir wurden immer gefragt, ob es in Ordnung ist. Zurück in der Schule hielt Finn (6.Klasse) Vorträge unterschiedlicher Thematiken der Reise in Geschichte, Englisch und Französisch. Die Mitschüler haben ihn ausgefragt und so hoffentlich einen positiven Eindruck über das Land bekommen.