Radtour mit Kindern

durch ESTLAND im Juli/August 2007

Wir (die 4 Maerckers) waren etwas mehr als 4 Wochen mit Rädern und Zelt in Estland unterwegs, die ersten beiden Wochen davon gemeinsam mit Minik, Juliane und Michael.
Die ersten 2 Wochen aus der Sicht von Minik ↓     ↓ Maltes Bericht zu den letzten 2,5 Wochen

Allgemeines

Am Tag sind wir in Estland so zwischen 30 und 60 km gefahren. Früh`s Zelte abbauen, durch die Gegend radeln, Dinge besichtigen, lecker essen, dann abends nen Zeltplatz suchen, schnattern am Lagerfeuer, Ruhetage- einfach schön. Das Land hat auch für alle Radfahrer einen Vorteil- es ist flach! :-) Wir haben also keinen Streß gemacht. Urlaub eben. Für alle, die auch mal nach Estland wollen: Die Leute dort sind sehr nett, zurückhaltend, hilfsbereit und sie singen gerne abends am Lagerfeuer. Man kann alles kaufen wie bei uns und es kostet weniger. ( z.B. Essen etwas weniger als hier, Zeltplatz manchmal nur 3€, die Busfahrt 5 Stunden inkl. Fähre 6 €! usw. ) So russisch wie die Läden auf dem Lande sind, so sind die Supermärkte in den Großstädten gigantisch groß und modern. Übrigens die meisten jungen Frauen laufen rum wie "Estlands next Topmodel". Alle ganz schön chique. Und in der Pampa ist es, wie gesagt, alles etwas hinterwelterisch und die Straßen manchmal nicht asphaltiert. Aber sehr symphatisch. Trotzdem stehen oft neugebaute tolle Häuser in besonders schöner Lage, z.B. am Meer... Eine alte Mutsch mit Kopftuch haben wir aus dem Wald kommen sehen mit 3 5-Liter-Eimern voll Blaubeeren, die sie auf Ihrem alten Fahrrad balancierte. Sehr fleißig.


Die ersten 2 Wochen aus der Sicht von Minik

Estland ist echt eine Reise wert! Diesmal ging`s mit dem Flieger los. Ab Berlin bis Tallin. Die 1,5 Stunden Fliegerei waren mir ziemlich wurscht. Bin auf Mamas Schoß eingeschlafen und schon waren wir da... Diesmal hatte ich zwei Spielkameraden mit: Malte- genauso alt wie ich und sein Bruder Finn- drei Jahre alt. Ihre Eltern Jakob und Anita- die Maerckers- waren auch dabei. Easyjet hatte einen Gepäcksack verbummelt, wo das Zelt, Schlafsäcke und Klamotten für Mama Maercker und von Finn drin waren. Ein schöner Auftakt und Finn hatte Fieber... Ich habe dem geschäftigen Treiben auf dem Flughafen zugesehen und die Großen haben alle Fahrräder und die zwei Kinderanhänger aufgebaut. Ich hatte einen für mich. Und meine zwei Kollegen waren zusammen in einem.


Dann ging`s los! Familie Maercker hatte kein Zelt und so sind wir die erste Nacht gezwungenermaßen ins Hotel der estnisch/russischen Art. Es war eigentlich übertrieben gesagt nur ein dunkler "Verschlag". Wir waren froh, daß früh`s noch alle Räder und Anhänger da waren... Der Gepäcksack kam natürlich nicht am nächsten Tag mit und so mußten nun doch die nötigsten Sachen nachgekauft werden.... Dafür hatten wir aber einen herrlichen zweiten Platz zum Schlafen. Diesmal im Zelt, wie es gedacht war. Sogar mit eigenem Häuschen zum Kochen und Waschen und ein See mit Steg inklusive. So schön, daß wir dort gleich einen Ruhetag gemacht haben. Finni ging`s inzwischen auch wieder gut. Er hat als kleines Gastgeschenk ordentlich ins Hotel gebrochen und am nächsten Tag wurde es besser. Das Gras vom Zeltplatz wurde von Schafen kurz gehalten, die ich gerne beobachtete und bei denen ich gleich mein "mäh" üben konnte. Einmal auch, als Mama zu Papa beim Nudelabendbrot sagte "Gib Deins nicht dem Sohni, das ist zu schaf" sagte ich "mäh!".


Wir Kinder waren immer auf dem Boden unterwegs und haben uns neben den Fahrrädern und unseren Hängern an denen wir pausenlos herumgeklettert sind u.a. auch für die herumliegende "Schafs-a-a" interessiert.... An Tieren gab es in Estland eigentlich nur das mir bekannte Sortiment zu sehen: Pferdchen, Kühe, Hunde ("Wau-wau" sagen kann ich jetzt auch), Schafe, Hühner, Katzen, Mücken und "Ame" = Ameisen. Wir sind dann ins Ländlichere gefahren. Dort sah es zunehmend noch russischer aus. Nach einem übel aussehenden Knast, kam ein "Klostri jögi" an dem wir Rast gemacht haben. Dort war`s schön. Eine riesige noch sehr gut erhaltene Klosteranlage mit 1000 Irrwegen runter und hoch mit Wendeltreppen, Kirche, Gewölbe und Brunnen. Echt schön da! Finn hat mit seiner gelben Flöte gleich ein Konzert in dem Kirchenrest gegeben. Ländlicher hieß dann auch unbefestigte Wege. Wir wurden hinten im Anhänger manchmal ganz schön durchgeschüttelt.... Der nächste Schlafplatz war am Meer. Eigentlich sehr sehr schön mit Strandspielen, Buddeln und Sonnenuntergang, aber es gab sooooooooooooooo viele Ameisen, die sind uns überall reingekrabbelt und haben gebissen, die Biester. Papa hat mit Finn Wellenhüpfen gespielt und dabei ist Finn mit seinen einzigen Anziehsachen reingeplumpst. Alles naß natürlich. Aber er hat dann gleich wieder gelacht. Ab da hatte er ne Weile die Sachen von Malte an, sah lustig aus- ging auch...


Wir sind dann weiter durch viel Wald, durch schöne urige Dörfer, halb verlassen so im Nirgends... Alte Scheunen, alte Milchkannenhochstände für den LKW zum Auf- und Abladen. Unsere nächste Bleibe war im Naturschutzgebiet. Dort waren für die Esten und Touris angelegte Feuerstellen und Holzunterstände, die auch gut genutzt wurden. Den Unterstand konnten wir auch gut gebrauchen, denn dort hat es lange geregnet. Die tollen Männer haben dann trotzdem ein Feuer in Gang gekriegt und es gab Gegrilltes, aber nicht für mich. Blaubeeren haben auch immer in unseren Speiseplan gehört. Allerdings wollte ich davon nichts wissen. Ich hab mal eine aus Versehen mit runtergeschluckt, aber sonst hab ich sie mit meinem Vergiftungsgesicht wieder aus dem Mund gepuhlt. Malte dagegen hätte sich auch nur davon ernähren können. Eine Blaubeergusche! Alles lila. Es gab auch noch angepriesene "sogenannten "leckeren Himbeeren und Erdbeeren" im Wald, was mich allerdings genauso wenig beeindruckte. Bei Regen bekamen wir unsere Regenmontur an und haben einfach weitergespielt. Wir sahen eh aus wie die Ferkel.


Ja, dann kam schon der Tag vor meinem Geburtstag. Mama wurde ganz leise, weil sie an alles denken mußte, was so vor einem Jahr gerade war. Damals am 26.7. hat sie nachmittags um 5 so ein total widerliches Rhizinuscocktail getrunken, weil ich ja schon 10 Tage zu lange im Bauch war und raus sollte. Mitternacht ging es dann los und ich machte mich auf die Reise. Am 27.7. um 18.38 Uhr war ich dann endlich geboren und wie es mir dann ging, wißt ihr ja noch aus meinem ersten Brief. Jetzt bin ich also schon 1 Jahr alt und schon sooooooooooo groß! (Ich reiße gerade beide Arme hoch, seht Ihr??) Wir waren vor meinem Geburtstag in so einem tollen Laden, wo wahnsinnig viele "attas" (Autos) standen. Ich bin vor dem Riesenregal fast aus dem Einkaufskorb vorn rausgehüpft, habe "aaaaatta" "aaaatta" gerufen und habe so doll "bitte-bitte" gemacht, bis meine Händchen ganz warm waren! Finn und Malte hatten nämlich einen Bagger mit und ich habe so gerne damit gespielt, daß meine Eltern wußten, wie sie mir eine große Freude machen konnten. Sogar die Esten haben sich über meinen international verständlich gemachten Wunsch, so ein buntes Plasteding (um genau zu sein: einen FRONTLADER - Anmerkung Papa) haben zu wollen, amüsiert. Ich war selig. Jetzt hatte ich auch einen! (Auch zu Hause bin ich so froh, wenn ich mal auf dem Traktor oder in Papa`s ansonsten sinnlos dastehenden Feuerwehr sitzen darf. Ich habe den Fabel für Autos wohl in direkter Vererbung mitbekommen....)


Dann war er nun da mein Geburtstag Mama und Papa haben sich an alles erinnert mit allem drum und dran.... Es kam einfach so hoch nochmal. Für mich war es weniger dramatisch, sondern einfach nur klasse, denn ich bekam also diesen Radlader und als allererstes früh`s ein halbnackiges Ständchen von Finn, der gerade aufgestanden war. Noch eine Kerze und eine Blume, ein Geburtstagslied von allen und Sandspielzeug von Fam. Maercker. Und ein T-Shirt mit den wichtigsten Tieren in Estnisch. Die Torte gab`s dann später auf der Fähre, auch besonders für meinen Freund Malte, mit dem ich gemeinsam 1. Geburtstag feierte, denn wir sind nur 6 Tage auseinander. Mmmh! Lecker Torte! Meine Eltern hatten wahrscheinlich nur für mich ein Schiff zur Kindergeburtstagsfeier engagiert, die uns auf eine Insel brachte. Es wurde im Bällchenbad und mit dem ganzen Spielzeug rumgetobt, bis wir drüben waren. Abends hatten wir einen Zeltplatz ganz in der Nähe vom Meer, mit Riesenschauckel für ganz viele Menschen zum Bauchkribbeln, mit Sandkasten und Feuerstelle. Schauckeln mag ich sowieso total! Abends gab`s sogar noch Luftballons zum Spielen und dann Lagerfeuer. (Nebenan waren übrigens zwei Radler aus Jena!) Ein schöner Tag ging zu Ende! Ich glaub, meine Eltern waren an diesem Tag ganz besonders glücklich über mich und mit mir.


Auf der Insel (Hiiumaa) war es auch sehr schön. Sie hatte ein bißchen was von Hiddensee. Bloß einsamer. Lange Strände, schöne Häuschen, kleine Straßen, viel Wald mit Massen an Monsterblaubeeren und auch ein paar Pilzen. Malte und ich sahen aus wie die Waldkobolte, wenn uns unsere Mamas beim Sammeln einfach so mit in die Blaubeeren gesetzt haben. Wir sind auf einen sehr schönen Zeltplatz dann längere Zeit geblieben. Das Meer vor der Nase mit phantastischen Sonnenuntergängen manchmal abends, Sauna, Dusche (war mal wieder nötig), einen Pavillon, den wir gut gebrauchen konnten, Feuerstelle, ein Volleyballfeld, einen See mit Ruderboot, Sandkasten, ein Drauf-sitz-Auto der Kinder dort... Was will man mehr... Die Sauna haben wir Kinder auch einmal ausprobiert. Mannomann war das schwitzig da drin, aber ich habe gut durchgehalten. Von diesem Zeltplatz aus haben wir Tagesausflügchen gemacht. Einmal zu einem Leuchtturm und zu einem Denkmal an die 1994 gesunkene "Estonia", dann zu einem Bauernhofmuseum mit Holzpferdchen zum drauf-Reiten. Das Wetter war gemischt. Wir hatten dort auch mal Dauerregen 24 Stunden.... Aber nach Regen kommt wieder Sonnenschein und so war es dann auch. Wir waren vorne am Strand allemann. Buddeln und einmal war ich sogar Baden mit Papa. Brrrr --war das kalt. Am nächsten Tag haben Mama, Papa und ich eine schöne Strandwanderung gemacht. Erst hab ich auf Mamas Rücken geschlafen und dann mit den Beiden nach besonderen Steinen gekuckt und mich über das große Wasser gefreut. Nur zum Reingehen war`s zu frisch.


Musikalisch war es übrigens auch im Urlaub. Finn und Malte hatten eine gelbe Plasteflöte und eine Mundharmonika mit, die von uns dreien ausprobiert, mit Dreck verziert und angelutscht wurden. Es kamen trotzdem sogar noch annehmbare Töne raus. Ich kann aber auch auf der Hülle meines Fieberthermometers pfeifen. Gut, ge? Aber mein Fieber kam später. Im richtigen Leben tute ich auch gerne auf Gießkannen herum zusammen mit meinen Freunden Malin, Emma und Gabriel. Das Schlafen im Zelt war für mich kein Problem. Ich war auch knülle nach dem ganzen Reisen, Spielen und Toben tagsüber. Nach dem allabendlichen Nudelessen, habe ich noch gerne mit der Taschenlampe herumexperimentiert und gestaunt, wo der Schein herkommt und hingeht. Dann hat mich mein Schlafohr verraten, es gab noch ein Gute-Nacht-Lied und schon war ich im Schlummerland. Einmal nachts wollte ich meistens eine Bulli und schon gab`s wieder Frühstück.


Nach den Tagen auf diesem schönen Zeltplatz trennten sich unsere Wege. Wir mußten nach nun 2 Wochen zurück wegen meinem Termin in Leipzig und mein Papa wieder an die Arbeit. Wir haben Maerckers Tschüß gesagt und sind von da mit dem Bus zurück nach Tallinn. Haben nochmal eine Nacht in der Großstadt übernachtet in einer übelsten Absteige. Draußen stand "Bed & Breakfast" dran und als wir dann drin waren und bezahlt hatten, hieß es "Breakfast is not included." Nett. An dem Abend habe ich dann Fieber bekommen. Am nächsten Tag sind wir bei Zeiten auf den Flughafen, Räder und Anhänger auseinander schrauben und verpacken. Als wir dann eingecheckt hatten, wurde angezeigt: 3 Stunden Verspätung. Und ich hatte Fieber... Ich habe viel geschlafen zum Glück und mit Fieberzäpfchen ging`s dann. Haben in Berlin bei Freunden von uns übernachtet, weil wir dann so spät da waren und nun sind wir wieder zu Hause. Mein Fieber ist jetzt weg und ein neuer Zahn dafür da, aber wir konnten dadurch nicht nach Leipzig, weil man fit sein muß zur Narkose. Also haben wir einen neuen Termin Ende September. Dann geht`s wieder los. Nachkucken was mein "Pflaumenkern"-Rest so macht. Es war also sehr sehr schön da oben und wir haben ganz viel erlebt! Ich war zusammen mit Malte wie A-Hörnchen und B-Hörnchen. Es war immer jemand zum Spielen da und wir hatten so viel Freiheit beim Rumkriechen, Kosten, Ausprobieren und Erkunden auf dem Boden. Das war klasse für uns... Ja- Ihr Lieben. So war das alles im Urlaub!




Maltes Bericht zu den letzten 2,5 Wochen

Und ich wachte am nächsten Morgen auf und mein Kumpel war nicht mehr da- oh wie langweilig. Aber mit Finn ist es auch immer wieder schön, wenn er mir nicht gerade den Bagger oder die Flöte wegnimmt. Mama und Papa haben nach den vielen Ruhetagen unsere Sachen gepackt und weiter gings erst auf Asphalt und dann einem wunderschönem Waldweg, mit Soljanka- Pause zum Köpu- Leuchtturm. Mama hat mich die riesigen Stufen auf dem Rücken hoch geschleppt und Finn hat es sogar allein bewältigt. Ein toller Blick auf das Meer von oben und auf der anderen Seite war der Wald- was anderes gibt es ja in Estland auch nicht, glaub ich. Geschlafen haben wir wie immer am Meer, ein paar Meter weiter hatte sich wohl eine Schulklasse niedergelassen, die uns aber nicht weiter gestört haben. Mama wollte mich mal wieder vom Meer überzeugen, aber das Wasser kam immer wieder so schnell zu mir und hat mich regelrecht überrumpelt. Finn hat sich natürlich gleich wieder nackig gemacht, reingestellt und losgepinkelt.


Am nächsten Tag ging alles ganz schnell, wir haben mit Papa gefrühstückt und Mama hat die Sachen gepackt- dann gings total schnell voran auf einer ganz langen, leeren, asphaltierten Straße. Irgendwann kam dann aber für uns alle der Mittagshunger, alle waren unausgeglichen und hofften, dass bald mal wieder ein Supermarkt kommen würde- und siehe da, in der nächsten Ortschaft gab es den sogar- die Bäuche vollgeschlagen und weiter ging die Suche nach einem Bio-Hof, davon gibt es auf der Insel wirklich viele, sogar mit einer Karte- aber ein Schild war an keinem Hof oder Haus, haben sich die beiden nicht getraut zu fragen, sind wir eben weiter und irgendwann waren wir wieder am Meer- im Sand gebuddelt und Finn ist wieder ins Meer- wieder gepullert, aber diesmal standen da Leute- Mama fand das nicht mehr lustig, aber wenn kleine Männer mal für kleine Männer müssen… anderthalb Stunden später brachte uns eine große Fähre auf die andere Insel- Saaremaa. Auf der Fähre haben wir mal wieder Bekanntschaft mit deutschen Radlern gemacht- 4 Berliner Rentner, die nach Tallinn geflogen sind und von dort aus den ganzen weiten Weg zurück nach Berlin radeln. Auf der Insel angekommen sind wir ein paar Meter gefahren und schon war da ein schöner Platz am Meer- ein paar schöne Sitzbänke und eine ganz tolle Feuerstelle mit einem richtigen Grill- naja da waren 2 Typen, die sich da gerade was gebrutzelt haben, aber wir haben einfach gelauert, bis sie nach einer Stunde dann verschwunden sind. Papa hat das Nudelwasser aufs Feuer gestellt und Mama das Zelt aufgebaut. Ich war mörderunausgeglichen weil ich mal wieder nicht richtig geschlafen hatte, die Fähre war ja viel zu aufregend und dazu kam dann noch das Warten auf das Essen. Aber irgendwann hat jede Laune ein Ende! Das Einschlafen war nicht ganz so einfach, meinten doch ein paar Typen am anderen Ende sich irgendson bumm bumm- Lied hoch und runterleiern zu müssen. Mamas Laune muss ich hier nicht weiter beschreiben, oder?


Nach dem Frühstück am Meer sind wir nur 2km bis zum nächsten Ort gefahren, dort gabs nen tollen Spielplatz, für Mama eine Kaffee und auf einmal kamen die Berliner vorbei- und es gab noch Kekse und Gummibären, Omas und Opas eben! Auf der anderen Seite verzweifelten 2 Esten- aber Papa-Superman wusste zu helfen und flickte mal eben das Rad. Nach dieser richtig langen Pause gings auch mal wieder los auf einer tollen Piste und irgendwann waren wir mal wieder auf einem offiziellen Zeltplatz- leider kein Kumpel, auch keine Oma weit und breit, schade. Aber wir haben noch einen Ausflug gemacht- bis es nicht mehr weiter ging, da war ganz weit unten das Meer. Und dann noch zu einem lustigen Steinstrand- mit gaaanz vielen Türmen aus kleinen Steinen.


Nach soviel Fahrerei brauch jeder mal eine Pause- vor allem Mama. Da sind wir gar nicht weit gefahren und da war sie wieder- eine schöne Zeltstelle am Meer. Um dahin zu kommen hat Papa uns sogar durch einen Fluss gezogen! Problem war nur, dass wir noch kein Wasser hatten, aber da war ja noch der Fluss, der hatte genug Wasser und die Nudeln haben auch geschmeckt. Ganz toll war auch, dass es endlich mal wieder meine geliebten Blaubeeren gab, hmmm!


Papa hatte wieder ein Gespür für schöne Abkürzungen, so gings durch Wald und Flur nach Kihelkonna- wie alle diese Orte ausgestattet mit einem etwas versifften Supermarkt und den Suffis davor. Wegen denen konnten wir Finn auch überreden, dass wir für das Kekse essen einen schöneren Platz suchen wollen. Den gabs auch- ein ganz schönes Spielschiff wie in Jena auf dem großen Spielplatz! Wir haben ja gehofft, dass wir dort auch zelten dürfen, aber die Leute haben nur die Häuser auf dem Grundstück an Urlauber vermietet. So sind wir 3km weiter gefahren und da gab es einen supertollen Zeltplatz- „Muhu-Farm“, mit Haus, Tieren, Meer, Sandkasten und Schaukel- eine für Finn und daneben eine Babyschaukel, das war soooo toll! Andere Menschen gab es auch mal wieder- eine polnische Radreisegruppe, Mama freut sich immer so dolle wenn sie Polen sieht, ich glaub wegen der Supertante Kathrin?! Zumindest haben wir dort gleich mal einen Ruhetag eingelegt. Der Abschied war leider nicht so schön, hatten die Wirtsleute nach den Polen auch Mama und Papa so richtig abgezockt- auf einmal war der Preis doppelt so hoch. Aber das war und blieb das Einzige, was Mama und Papa so richtig geärgert hat!


Trotz Ruhetag war Mama nicht ganz auf der Höhe und freute sich auf die Zeltstelle, die nach 30km kommen sollte. Naja die haben wir ewig gesucht und nie gefunden. Am Ende waren es dann 70(!)km, zum ersten Mal auf der Reise. Aber wir beiden haben uns die ganze Zeit supergut verstanden im Anhänger. Gelandet sind wir auf einem großen 4 Sterne Zeltplatz, der dafür ziemlich billig war. Mama hats genossen, mal wieder in eine Küche abwaschen zu können- sogar mit fließend warmen Wasser. Papa war auf der Suche nach dem perfekten Platz für das Nachtlager, während ich mit Finn ordentlich rumgetobt habe. Da gabs so viele Steine, ein paar davon hab ich gleich mal probiert und dabei irgendwie das Gleichgewicht verloren, voll auf den Kopf geflogen, Mama war völlig fertig, da lief voll das Blut hinten am Kopf runter, aber kein großes Loch. Doof war nur, dass da sich da noch so ein Stein in mir verfangen hatte und Mama nicht wusste, warum ich so würge- darauf kam sie in der Nacht durch einen Traum- genau, danach konnte sie dann nicht mehr schlafen- praktisch für mich, da musste ich sie nicht erst lange betteln, wenn ich an die Brust wollte. Am nächsten Abend hab ich das Ungetüm mit ordentlichem Gebrüll ausgekackt. Die Mama hättet ihr sehen müssen, als sie den in der Windel gesehen hat! Naja ist ja alles gut gegangen!


Finn hat am Morgen mit Mama die Fische im Teich gefüttert, während ich den Papa (und die Mama) mit einem extra langem Schlaf beeindruckt hab. Später gings los nach Kurressare, diesmal hat uns Mama gezogen, Papas Fahrrad ist allein gefahren, hing ja nichts Schweres dran. In Kurressare angekommen ist die Mama erstmal in den Supermarkt- und hat eine Melone mitgebracht, Melone ist nach Blaubeeren meine Lieblingsspeise! Mama hatte bestimmt kurz überlegt, ob sie das wirklich macht, weil ich so gern probiere was passiert, wenn ich die zermatsche, aber wir waren eh eingesaut, da machen die Melonenflecken gar nichts. Zwischendurch ist Mama schnell Strompost lesen gegangen und dann stand fest, dass wir nicht auf der Insel bleiben werden- Eleri, ihre Estnische Freundin würde uns mit Mann und Kind am nächsten Tag abholen nach Tartu. Toll mal wieder Auto fahren! Finn hat sich noch viel mehr gefreut als ich. Finn hat noch ein leckeres Eis bekommen und dann sind wir schon wieder weg von der Touriklitsche. Auf dem Rückweg haben wir am Meer angehalten- das war superlustig, es gab einen Sandhang runter zum Meer- den haben Mama und Papa uns immer und immer wieder auf dem Bauch runter gezogen.


Der Nächste war ein richtiger Lungertag auf dem Spielplatz des Zeltplatzes. Am Nachmittag trudelte Eleri und Co. ein, alle zusammen ans Meer, abends Nudeln mit Tomatensoße für alle und dann ab in die Höhle.


Am nächsten Morgen ging alles ganz schnell, die Esten sind ja Deutscher als die Deutschen, Eleri hatte alles noch schneller zusammen gepackt als Mama, aber es gab ja auch einen guten Grund- vor 13.00 sind die Fähren billiger und außerdem kommt man da auch schneller drauf, weil die Meisten ja Sonntag Nachmittag zurück wollen. Also hat Mama schnell gepackt, musste diesmal nicht alles perfekt sein, haben die Männer eh nur in den riesigen Anhänger vom Auto gepackt. Ich hab währenddessen mit Kaspar und Finn richtig gut Ball gespielt. Eleri hat mir natürlich immer wieder geholfen, dass ich auch mal an den Ball komme, aber die Jungs haben mich eigentlich auch gut einbezogen.


Als wir im Auto saßen (in Estland dürfen wir auf dem Schoß von Mama und Papa mitfahren) hat es seit langer Zeit mal wieder geregnet und das so richtig dolle, Mann war ich froh auf Papas Schoß im Trocknen zu sitzen. Los gings zur Fähre und nach einer Stunde Warten waren wir auch drauf (vor um 1!), die war aber richtig langweilig, ohne Spielplatz, naja man kann wohl nicht alles haben sagt Mama immer. Als ich aufgewacht bin gabs Mittag und schon gings weiter. Eine Pause haben wir dann in Viljandi gemacht. Das ist eine lustige kleine Stadt mit einem tollen hügeligen Park. Von oben konnten wir auf einen ganz breiten Fluss sehen, da wollte ich unbedingt runter, weil es da eine Rutsche ins Wasser gab und Wasser fetzt sowieso. Aber Eleri wollte weiter nach Hause, es war auch schon spät. Als wir in Tartu, also bei Eleri zu Hause angekommen sind haben die Mamas sich gleich ans Kochen gemacht und der Aivar, Eleris Mann, hat den Grill mit Leckereien belegt. Das war lecker!!! Auch so ganz ohne Nudeln, die konnte ich nämlich nicht mehr sehen! Wir haben uns nicht nur an diesem Abend die Bäuche voll geschlagen, das Essen war immer super super lecker.




Geschlafen haben wir dort immer in dem Neuen Anbau, der war noch nicht fertig, aber wir brauchten ja nur einen Boden für die Isomatten und ein Dach über dem Kopf. In einer Nacht kam eine Fledermaus zu Besuch- das war ein Schreck! Mich hat das nicht so gestört, Finn sowieso nicht, aber so wie Mama und Papa am nächsten Tag aussahen sind sie wohl nicht soviel zum Schlafen gekommen.



Trotzdem haben sie uns in den Anhänger gepackt und wir sind alle in die Stadt gefahren. Mama wollte unbedingt ein paar Klamotten kaufen, sie hatte nun schon 3 Wochen den einen Rock über ihrer Radhose- nein Ihr wollt nicht wissen, wie der aussah, schließlich habe ich da regelmäßig meine Hände und Mund dran abgewischt! (Der Neue war nach ein paar Stunden auch nicht mehr fleckfrei, hihi!) Nach der kleinen Einkaufstour haben wir noch ein schönes Picknick im Park gemacht und sind zur Mittagsheia wieder zurück gefahren. Dann war Zeit für Wäsche waschen, Essen, dann noch eine Autofahrt. Die beiden hatten Kaspar bei der Oma abgeliefert, da ist er jeden Tag, weil in Estland die Kindergartenplätze überhaupt nicht ausreichen. Aivar hat uns in seine Heimatgegend südlich von Tallinn gefahren um einen Spaziergang durch einen riesigen Urwald zu machen. Da gabs einen Fluss und ganz viele Felsen mit Höhlen. Papa hat das gleich etwas erforscht und Finn hat sich mal wieder nackig gemacht, in den Fluss gepinkelt und rumgeplanscht. Ich hab auf dem Rückweg zum Auto ordentlich den Hall des Waldes ausprobiert und alle ganz schön entnervt, hab ja eine richtig gute Stimme! Eingeschlafen bin ich im Auto an Mamas Brust.


Der nächste Morgen war etwas verregnet, da sind wir ins Traktor-Museum, das war toll!!! Soo viele riesige Maschinen, Mama hat mich und Finn immer wieder auf einen drauf gesetzt, das war spitze. Finn wollte Papa noch davon überzeugen, dass wir einen riesigen russischen Traktor mit nach Ronneburg nehmen wollen, weil er den dem Michael schenken will, aber so einfach ist das wohl nicht. Noch hat Michael einen, vielleicht hält der ja durch bis Finn groß ist und ihm einen neuen kaufen kann, bin ich mal gespannt. Am Abend sind wir mit Eleri, Aivar und Kaspar durch die Stadt spaziert und haben noch einen leckeren Kuchen gegessen, als Abschied weil wir am Nächsten Tag wieder los gefahren sind in Richtung Tallinn.



In und um Tartu wird richtig viel gebaut, nicht nur Häuser sondern auch Straßen, wie bei uns in Jena, alles neu. Mama und Papa fanden das toll und sind richtig geheizt. Nach dem tollen Essen wohl auch kein Problem. Unterwegs gabs die erste Panne, Papa hatte einen Platten, aber das hat er schnell wieder hinbekommen. Kurze Zeit später waren wir an einem ganz schönen See. Ich hatte am Meer ja immer Angst vor den Wellen, der See war auch erst komisch, aber Mama hat mich einfach auf dem Schoss ins Wasser gesetzt, ich hab mich richtig ausgeplanscht und der Finn auch. Vor Aufregung konnte ich danach im Anhänger gar nicht einschlafen- war auch gut so, denn kurz danach haben wir in einem Tierpark angehalten, in Elistvere. Da gabs Rehe, Elche, Eichhörnchen, Wildschweine, Bären, Wisente und noch einiges kleines Getier. Aufregend. Danach konnte ich mich nicht mehr munter halten.


Am Abend sind wir an einem kleinen See gelandet, wo wir auch gezeltet haben. Finn hat sich natürlich gleich wieder nackig gemacht und in den See gepinkelt- superpeinlich, diesmal waren einige Esten dabei. Der Finn! Ich bin mit auf dem Steg auf und ab gekrabbelt, Papa kam immer wieder aufgeregt hinter mir her, weil er Angst hatte, dass ich da runter segle. Mama ist ihre Runden geschwommen. Die Leute haben Mama immer komisch angeguckt, naja sah auch komisch aus mit dem BH und Papas Bade-Bermuda- ihre Sachen waren ja verschollen.


Am nächsten Tag sind Mama und Papa wieder so schnell gefahren, wieder 70 km geschafft. Unterwegs haben wir vor einem Supermarkt eine Deutsche Radlertruppe getroffen, 3 Erwachsene und zwei 14-jährige Kinder. Die waren sauber! Ein paar Tage später haben wir sie in Tallinn wieder getroffen- immer noch total sauber, das schafft Mama noch nicht mal in Jena, dafür hat sie ja uns, hihi. Die waren aber auch ganz schön dolle bepackt- und das ohne Zelt, kein Wunder… dann passen ja auch tausend Sachen rein.


Naja wir sind weiter gefahren und haben am Abend mal wieder etwas länger nach einem Zeltplatz gesucht, den es doch nicht gab- noch etwas weiter war aber wieder eine schöne Zeltstelle an einem See.


Weiter gings am nächsten Tag in den Norden ans Meer. Irgendwann war es den beiden zu langweilig auf der Straße, dass sie eine Abkürzung durch den Wald genommen haben. Am Ende waren nicht alle Waldwege auf der Karte, so dass sie sich leicht verfahren hatten, aber dafür haben wir nicht soviel Regen abbekommen- haben nämlich die ganze Zeit die fetten Wolken vor uns her geschoben, kurz vorm Meer mussten wir aber doch hinein fahren. Aber entlohnt wurden Mama und Papa mit einer richtig leckeren Torte, ich hab natürlich auch gekostet, fands auch toll, dass sie die gleich nochmal für den nächsten Tag gekauft hatten! Auch an diesem Tag gab es den eingezeichneten Zeltplatz nicht, bzw. war dieser zu einem Parkplatz umfunktioniert. Zum Glück hatte eine Partygruppe aber Mitleid mit uns und hat uns auf dem von ihnen gebuchten Grundstück zelten lassen, die letzte Nacht am Meer! Das hab ich mit Finn noch mal so richtig genossen mit Bagger im Sand und nackigen Beinen im Wasser.


Unsere Eltern waren in den 3 Tagen so schnell, dass wir dann schon einen Tag früher als erwartet in Tallinn waren- dabei hatte Papa in Tartu noch überlegt ein Stück mit dem Zug zu fahren, gut dass wir das nicht gemacht hatten, sonst hätten wir die ganzen Seen, Tiere und alles nicht gesehen! In Tallinn haben sie eine große Sporthalle und den Parkplatz davor zum Zeltplatz umfunktioniert. Nachts standen die Räder in der Halle. Die Duschen und Toiletten konnten wir ja mitbenutzen- und ein paar Meter Rasen gabs für die Zelte. Neben ein paar Deutschen Wohnwagen gabs auch italienische, belgische und französische, die Ihre Kinder mit hatten- super zum Fußball spielen. Auch wenn ich nicht oft an den Ball gekommen bin hats super Fetz gemacht. In Tallinn waren wir ein richtiges Highlight, ganz viele haben uns im Anhänger fotografiert. Wenn wir zwei groß sind fahren Mama und Papa vielleicht mal allein nach Tallinn um die Stadt in Ruhe anzusehen, die vielen Menschen haben uns irgendwie alle gestört- waren wir ja auch nicht mehr gewöhnt.


Am Tag des Rückflugs haben Mama und Papa mal wieder erfolgreich eine Kinder-Müde-Mach-Strategie angewendet und sind mit uns an den Strand- den gibt es ja 1km vom Stadtzentrum. Als ich aufgewacht bin waren die Räder schon verpackt. Finn und ich haben mal wieder Menschen mit unserem Gegröle, Geflöte und Gekrabbel in der Wartehalle beeindruckt, dass Mama und Papa den Rest auch noch gut verstauen konnten. Easyjet hat mal wieder mit Nicht-Service geglänzt, so mussten wir unseren Anhänger, der sonst als Kinderwagen gilt, noch richtig einchecken, weil von Easyjet keiner das Ding in den Flieger (als Kinderwagen) trägt… Mama war ziemlich fertig, weil sie Angst hatte, dass der verschwindet oder kaputt ankommt. Aber alles ging gut, sogar ich hab mich mit Geschrei im Flieger zurück gehalten, war ja auch ausgeschlafen. In Berlin haben uns Grit und Tino mit ihrem VW-Bus abgeholt, Mama war begeistert- und ratet, wer noch- der Finn. Dem hatte Mama das am Anfang im Urlaub erzählt, auch wenn noch nicht sicher war, ob das alles auch klappt. Ihr könnt Euch vielleicht vorstellen, wie oft Finn davon erzählte- genau- jeden Tag! Er hat jeden Tag erzählt, dass wir mit dem Flugzeug fliegen und er dann wieder Gummibärchen essen darf und dann kommt die Grit mit dem Bus. Ach ja die Gummibärchen! Die hatte Mama tatsächlich im Supermarkt vergessen, aber da waren noch genau 13 Kronen übrig- und die haben gerade gereicht für eine kleine Tüte am Flughafen, diese Tüte hat er auch nicht mehr losgelassen. Aber er hat Grit die letzten geschenkt, nachträglich zum Geburtstag. Mir war nach dem Flug alles zuviel und ich wollte nur noch zu Mama- ist nicht so toll im Auto, aber als Grit dann meinte, sie hat Ohrenschmerzen und Tino auf dem Handy 108db angezeigt bekam (Mama meint 80db sind Baustellenlärm- ich hab echt ne gute Stimme, was?), war die Mama endlich weich und hat mich auf dem Schoß rumturnen lassen. Bei Halle wurde ich leise, denn da kommt ja IKEA. Davon hat Papa schon die ganze Zeit geredet, seit feststand, dass Grit uns abholt- Abendbrot bei IKEA- 20Köttbullar für Papa und so einige für die anderen! Danach bin ich seelenruhig in meinem Sitz eingeschlafen und irgendwann wieder zu Hause aufgewacht- schon komisch wieder mit den Wänden und einem Bett!



Also ich schließ mich Miniks Meinung an, Estland ist auf jeden Fall eine Reise wert, ich denke, wir werden da auch noch mal hinfahren, vielleicht kommt ja jemand mit?!



Schade ist nur, dass Easyjet einen miserablen Service hat, der von Estland telefonisch nie erreichbar war und nun auch nicht daran denkt, nach dem Gepäck zu suchen.





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