selbstgemachte "Expeditionsnahrung"


Im folgenden findet Ihr eine allgemeine Beschreibung der Beweggründe für die Herstellung eigener gefriergetrockneter Nahrung sowie der Herstellung selbst,
weiter unten dann ↓ Rezepte mit Mengenangaben.

"Richtige" Expeditions- bzw. gefriergetrocknete Nahrung war uns zu teuer und mir zu ungesund.
Vor Ort versorgen wäre natürlich möglich gewesen; das hätte allerdings größtenteils Fertignahrung bedeutet, kam für mich also nicht in Frage. Denn als die 1. Lapplandtour anstand, ernährte ich mich nach dem Konzept der sogenannten Vollwertkost. Das bedeutet im wesentlichen:

  • • keine Auszugsprodukte wie Zucker, Weißmehl (Nudeln, Kuchen bzw. Backwaren allgemein), geschälter Reis und z.B. Säfte aus Konzentraten,
  • • möglichst wenige, am besten gar keine tierischen Eiweiße (Milchprodukte, Wurst & Fleisch),
  • • möglichst wenig verarbeitete Nahrung, also vor allem keine "Industrienahrung" mit ihren Zusatzstoffen (wie sie auch in kommerzieller Expeditionsnahrung enthalten sind);

empfohlen werden im Gegenzug:

  • • "ganze" bzw. vollwertige Lebensmittel wie Honig, Vollkornmehl, ungeschälter (Vollkorn-) Reis, Vollkornbackwaren, Direktsäfte (besser das frische Obst oder Gemüse ),
  • • Butter und (süße & saure) Sahne gelten als vertretbar, da sie kaum Eiweiß enthalten,
  • • möglichst frisch verarbeitete Nahrung, z.B. Selbstgebackenes aus frisch gemahlenem Getreide, Selbstgekochtes vs. Fertigessen etc.
  • • und vor allem viel Frisches, also Rohkost (Obst, Gemüse, Salate, Nüsse & Samen).

Natürlich ist das kein passendes Konzept für Outdoorreisen, zumal während einer Winterreise alle frischen Zutaten gefrieren würden. So dachte ich darüber nach, wie sich diese Ansätze an die Modalitäten des draußen-unterwegs-Seins im Winter anpassen lassen. Herausgekommen ist dann die selbstgemachte "Expeditionsnahrung". Alles, was mehr als ein paar Prozent Wasser enthält, wird gefriergetrocknet und anschließend im Mixer "pulverisiert". Das spart Platz und eine Menge Gewicht; Selbstversorgung für mehrere Wochen ist leicht möglich. Der Lehrstuhl für Ernährungsphysiologie der Uni Jena betreibt eine Gefriertrocknungsanlage, die auf Anfrage benutzt werden kann, → siehe entspr. Website. Mittlerweile findet man aber auch im Internet kommerzielle Anbieter gefriergetrockneter Zutaten, z.B. Obst und Kräuter, natürlich zum entsprechenden Preis...


Ein wesentlicher Bestandteil der Vollwertkost ist der "Frischkornbrei" - geschrotetes Getreide für ein paar Stunden eingeweicht, dann mit Früchten, Sahne und evtl. Nüssen angerichtet, also eine Art Müsli. Das hat mir immer ganz gut geschmeckt und ich überlegte, wie man diesen Brei für unterwegs zubereiten könnte:

Statt des Körnerschrots gibt es frisch gemahlenes Mehl (quillt schneller als Schrot, kann sofort nach dem Übergießen und Durchmischen gegessen werden), das direkt nach dem Mahlen mit den restlichen Zutaten portionsweise vakuumverpackt* wird. Diese Zutaten sind (eigenes) Milchpulver (Sahne ließe sich wohl wegen des höheren Fettanteils nicht gefriertrocknen) und verschiedene Früchte (natürlich gefriergetrocknet & gemahlen); und damit auch was zum Beißen da ist, Vollkornflocken und gehackte Nüsse. So eine Mischung wird einfach mit heißem oder warmem Wasser übergossen, umgerührt - und fertig. Wahlweise kann Zimt oder Kakao o. Ä. dazugegeben werden. Ab und zu rührten wir noch so ein kleines Stück Butter unter, wie es aus der Gastronomie bekannt ist, um uns mit ausreichend Fett zu versorgen.

Damit wäre ein gutes Frühstück vollständig.

*: vakuumschweissdingensda


Zum Mittag gibt es bei uns meistens "Bemme", also Brot mit Wurst/Käse, Marmelade oder Schokoaufstrich; in der Regel als Sandwich, denn so können sie schon am Morgen zubereitet und dann verpackt werden, ohne zu verkleben. Wenngleich es ab und zu schon vorkam, stellt Frozen Brot natürlich keine ernsthafte Alternative dar.

Ansonsten essen wir zwischendurch gerne Müsli- und Schokoriegel. Die sind freilich nicht vollwertig und machen auch nicht wirklich lange satt. Jakob fand dann dieses Rezept, welches noch abgewandelt wurde (kein Zucker, dafür mehr Honig; Backkakao statt Bitterschokolade; Ovomaltine durch mehr Milchpulver ersetzt) und als untere Schicht diente. Darauf kam eine Masse aus 24h eingeweichten Getreidekörnern, Honig und etwas von dem selbstgemachten Obstpulver - sehr gehaltvoll und ausreichend, um über den Tag zu kommen.

Ich weiß nicht, ob es an dem gekauften Milchpulver oder etwas anderem lag, jedenfalls hatten unsere Riegel einen komischen Beigeschmack. Etwas schwierig zu kauen waren sie wegen der ganzen Getreidekörner auch.
Bei der nächsten Anfertigung von Winterreisenahrung wurden es einfach zwei Schichten Getreidebrei (gemahlenes Getreide, Honig, Nüsse), einmal mit Kakao und einmal mit Früchten vermengt.

Jeweils zu zweit eingeschweißt und in einer Trikot- oder Jackeninnentasche verstaut, können sie schon nach kurzer Zeit (1-2h) gegessen werden, ohne dass man sich die Zähne ausbeißt (direkt aus dem tiefgekühlten Gepäck wären sie zu hart).


Nudeln und irgendeine Soße - das ist unser Standard-Abendessen und davon können wir auch nie genug bekommen. Also in doppeltem Sinne: Wir haben es nie über, brauchen keine Abwechslung außer variierende Soßen; und (fr)aßen auch schon mal 1kg Nudeln, "an einem Stück" und ohne Drittesser..

Im Winter verbraucht das Kochen von Nudeln zu viel Brennstoff, Schnee will ja auch geschmolzen werden. Noch länger braucht Reis. Instant-Varianten gibt es nicht vollwertig. Aber es gibt Kartoffelbreipulver ohne Zusätze. Dazu verschiedene gefriergetrocknete und "gemahlene" Gemüse, ein paar Sonnenblumenkerne o. Ä. zum Kauen, et voilà. Wieder einfach nur mit heißem Wasser übergießen und genießen. Gewürzt wurde es individuell und mit einem Stück Gastro-Butter oder Öl aus dem Eiswürfelbeutel "verfeinert". Das hat ordentlich gesättigt, teilweise haben wir unsere Portionen gar nicht geschafft.

Ehrlicherweise sollte ich dazusagen, dass wir bei jeder sich uns bietenden Gelegenheit (Laden + Kochstelle im Warmen) Nudeln besorgt haben. So richtig für auf Dauer ist das mit dem Kartoffel-Gemüse-Brei irgendwie nicht. Obwohl es schmeckt; also liegt es womöglich hauptsächlich an der Konsistenz.
Wir hatten auch z. B. eine Asia-Pfanne aus dem Tiefkühlregal gefriergetrocknet, kombiniert mit gemahlenem Reis. Das war leider gar nichts, weil der Reis viel länger zum Quellen braucht als Getreide und somit noch richtig schön hart war. In Zukunft würde ich für die Abwechslung ein paar Portionen Instant-Nudeln mit einplanen. Wenn wieder selbst gefriergetrocknet wird auch mit selbstgemachter Soße oder zumindest Soße aus dem Glas, die ist nicht ganz so überladen mit Geschmacksverstärkern und dergleichen.


Ansonsten findet sogar Jakob, der beim Essen eher etwas pingelig ist, dass diese Zubereitungen allesamt schmackhaft und nahrhaft sind, wenn es auch nicht immer unbedingt danach aussieht . (bild vom brei mit kakao)

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